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20 Regeln für Sylvie
20 Regeln für Sylvie @ BZonline.ch
Ein kecker Reigen aus Testosteron und Cannabis
Komödie «20 Regeln für Sylvie» von Giacun Caduff hält mehr, als das Genre verspricht.
Heute kommt der erste Spielfilm des 34-jährigen Baslers Giacun Caduff in die Schweizer Kinos. Für die Umsetzung seiner Komödie «20 Regeln für Sylvie» hat der Regisseur und Produzent nicht auf staatliche Subventionen gewartet. Caduff meldete sich für den Engadin Skimarathon an und liess sich für jeden zurückgelegten Kilometer sponsern. Das brachte seinem Film das Anfangsbudget. Dass Caduff auch danach die ganze Produktion mit minimalsten Mitteln bewältigt hat, sieht man seiner gelungenen Komödie aber nicht an.
Obschon der Film mit grossem Vergnügen über die Grenze des guten Geschmacks hinwegschlittert, ist er in seiner fröhlichen Debilität so keck, dass man mehr lacht, als bei den letztlich oft biederen Genre-Vorbildern. Caduffs ulkiger Film funktioniert - und das hat massgeblich damit zu tun, dass er mit Carlos Leal einen fabelhaft komischen Hauptdarsteller gewinnen konnte.
Sylvie verlässt ihr Zuhause und zieht nach Basel. Der Vater ist besorgt.
Bekannter Hauptdarsteller Leal
Adalbert (gespielt von Leal) ist ein alleinerziehender Vater in Panik: Seine Tochter Sylvie (Viola von Scarpatetti) verlässt das behütete Heim in einem waadtländischen Dorf, um in Basel zu studieren - ein Sündenpfuhl, vermutet Adalbert, der das Stadtleben nur aus Fernsehfilmen kennt. Um sie vor dem Übelsten zu bewahren, stellt er für sie die titelgebenden 20 prüden Regeln auf, späht ihr inkognito nach und kommt dabei prompt dem kiffenden Legastheniker Marcel auf die Spur, der es bereits auf Sylvie abgesehen hat. Adalbert macht aus der Not eine Tugen, stellt den verpeilten Tunichtgut als Detektiv an und gerät dabei mit seinen Regeln selber immer mehr in Konflikt.
Giacun Caduff lernte den Lausanner Carlos Leal, der in den 90er-Jahren mit der Gruppe Sens Unik als Rapper bekannt wurde, in Los Angeles kennen. Dorthin zog Leal, nachdem er sich erst in Schweizer Filmen wie «Snow White», dann mit Rollen in Pedro Almodóvars «Los abrazos rotos» und dem James Bond-Film «Casino Royale» auch als Schauspieler einen Namen gemacht hatte. In L.A. studierte derweil auch Caduff, unter anderem mit der amerikanischen Autorin Megan Woodward, mit der er damals die Idee für «20 Regeln für Sylvie» entwickelte. Und er kuratierte in L.A. ein Kurzfilmfestival, bei dem auch bizarr-komische Kurzfilme von Carlos Leal gezeigt wurden. Er habe ihn bis dahin nur in ernsten Rollen gesehen; «nach den Kurzfilmen» wusste ich aber: «Leal ist die Idealbesetzung», erzählt Caduff im Gespräch.
Bis zum Dreh sei es damals noch ein weiter Weg gewesen. Wieder in der Schweiz, lancierte Caduff das Gässli-Filmfestival Basel, suchte nach Schauspielern und Geld. Die Newcomerin Viola von Scarpatetti lernte er über das Gässli-Festival kennen, seinen hinreissend verblödeten Legastheniker Marcel fand er mit Manuel Miglioritto auf der Bühne des Jungen Theater Basel.
«20 Regeln für Sylvie» ist ein absurde Kifferkomödie, die vor allem bei jungen Leuten Anklang finden wird. Das ist Caduff jedenfalls zu wünschen, denn mit seinem «20 Regeln» dekliniert er nicht nur die Konventionen des Genres souverän durch, sondern hält für seine Figur der Sylvie - gegen die Genreregeln - auch eine überraschende Wendung bereit.
«20 Regeln für Sylvie» läuft heute in den Pathé!-Kinos in Basel, Bern und Zürich an. Am 20. September zudem im Marabu Gelterkinden (20:15 Uhr). Auf die heutige Basler Premiere folgt eine After-Party im Sudhaus Warteck.
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«20 Regeln für Sylvie» läuft heute in
den Pathé!-Kinos in Basel, Bern und
Zürich an. Am 20. September zudem
im Marabu Gelterkinden (20:15 Uhr).
Auf die heutige Basler Premiere folgt
eine After-Party im Sudhaus Warteck.