Im Jahre 1990 waren Schweizer Rapper nur selten anzutreffen, und diejenigen, die sich auf die Bühne wagten, probten noch, probierten Neues aus, versuchten, überhaupt ihre Sprache zu finden. Auf dem Sampler «Fresh Stuff 1» waren die Raps folglich nur mehr eingestreut in die immerhin schon recht fulminante Arbeit der DJs, die damals immerhin schon einen gewissen Stand der Fertigkeiten auswiesen. Passend zur damaligen Aufbruchstimmung wurde der Sampler recht rauh und kratzig abgemixt, was sich aber für «Fresh Stuff 1» durchaus als Vorteil entpuppte.
Im letzten Jahr feierte die Schweizer Rap-Szene förmlich ihr Outing: Duty Free aus Genf überwanden mit ihrer ersten Maxi die Peinlichkeit ihrer ersten Auftritte definitiv, Self Explantary aus Aarau schoben eine Single nach, und Sens Unik aus Lausanne reihten sich mit ihren französischen und spanischen Raps bedenkenlos in die Reihe gestandener französischer Acts wie Iam oder Lionel D. Dazu kam auch das zunehmende Ansehen Schweizer DJs.
Jetzt war es Zeit, den einheimischen Hip-Hop definitiv zu etablieren: «Fresh Stuff 2» erscheint als CD bei Out Of Tune/Disctrade und beinhaltet 13 Tracks von 12 Crews, die allesamt kompakt daherkommen, mit fliessenden und durchgehenden englischen Raps, was immer noch keine Selbstverständlichkeit ist, da Rap das Medium der Sprache ist und sich rappend in einer Fremdsprache auszudrucken immer noch Barrieren bildet.
Davon ist aber auf dem Sampler nichts zu spüren. P-27, das eröffnende Quartett aus Basel, singt als einzige Crew in gewitztem Baseldeutsch zum Thema Sprayen. Einzig Ihr Auftreten mit Maschinengewehr könnten sie sich sparen. Bands wie 1st Capitol, DPM Syndication oder Brother’s KC sind Newcomer, Sens Unik haben Ihren der LP neu aufgearbeitet, und die Ami-Schweizerin Julie Wright lägt ein zu einem Ausflug in Deep House.
Nicht auf dem Sampler sind Duty Free, Self Explantary und Loo, die zu Zeiten der ersten Ausgabe noch als Hoffnung galt. Dafür erweitert die zürcherisch-luzernerische Reggae-Formation Ganglords das Spektrum mit einem feinen Ragga-Song, den sie in Jamaica einspielten, und einer aufgepeppten Version ihres wunderbaren Ohrwurms «Girls Dem Nice».
«Fresh Stuff 2» sitzt und fährt auf Anhieb in die Tanzbeine. Ein Album, das man sich nicht nur als Rap-Fan oder Sammler von Schweizer Musik anhören sollte, denn die Vorstellung, dass eine Split-Single-Auskoppelung zum Beispiel mit Ganglords und P-27 gar die Hitparaden erreichen könnte, scheint gar nicht mal so abwegig.
Christian Hug
So läuft das meistens: Eine Szene entsteht, wächst und gedeiht, aber das grosse Outing passiert meist mit einer Band, die auch innerhalb der jeweiligen Szene ein Newcomer ist. In der Schweizer Hip-Hop-Szene sind das die Basler P-27.
«Rappen kann man in jeder Sprache, auch in Baseldytsch», sagt der 19jährige Sänger Skelt! der Hip Hop Band P-27. Am Donnerstag präsentierte P-27 im "Only One" die erste in Schweizerdeutsch gerappte CD.
Was etlichen gestandenen Basler Bands verwehrt bleibt, gelingt derzeit vier jungen Rappern. Kaum ist ihre erste CD auf dem Markt, spielen Radiostationen das Werk tagaus, tagein. P-27 heisst die Basler Formation, ihre Besonderheit: baseldeutsche Rap-Reime.
Sie zählen zu den herausragenden Bands des «Swiss Hip-Hop Movement». «Murder by Dialect», einer ihrer Beiträge auf dem zweiten Schweizer Rap-Sampler «Fresh Stuff 2», wurde von den einheimischen Radiostationen rauf und runter gespielt und verschaffte ihnen über Nacht einen Kultstatus in der helvetischen Hip-Hop-Szene. Jetzt beglücken «P-27» ihre Fangemeinde mit ihrem ersten Tonträger.
In den P-27-Texten wird Basel zum Kriegsgebiet, wo Hip-Hopper und Sprayer unter ständiger Bedrohung durch eine böswillige Polizei stehen.
Basel hat endlich wieder die eigenen Megastars. Nein, so kampflos kann ein rechter Bebbi die Szene nicht einfach dem Berner Platten-Kuchen überlassen.
Mit einer Überdosis P-27 Funk wird eine ernstzunehmende Offensive gerappt. Vom Erfolg des Fresh Stuff 2 Samplers war man eigentlich vorgewarnt, was den Biss der zukunftsweisenden Formel P-27 betrifft.
Die CD beginnt mit einem Intro, dass von DJ Radikkal und Tron massgeschneidert und mit viel Scratches versehen wurde.
Knallbunt wie das von den Basler Rappern und gleichzeitigen Graffity-Künstlern der Gruppe P-27 gesprayte Cover für den Sampler «Fresh Stuff 2» erweist sich die Schweizer Hip-Hop-Szene voller Überraschungen.
Zehn Jahre nach Ausbruchs der Rap-Revolution in New York haben es die Deutschschweizer endlich auch geschafft, einen starken Tanzrhythmus mit einer starken Message zu verbinden.
Ein Basler Quartett eröffnet mit seiner Debüt-CD «Overdose Funk» endlich all jenen, die bislang nichts mit Rap anfangen konnten, eine Möglichkeit, diese Musik zu verstehen: P-27 rappen auf Schweizerdeutsch und haben so den Stein ins Rollen gebracht, endlich eine eigenständige Form von Schweizer Hip Hop zu entwickeln.