Das Signal, das Theaterleiter Marcelo Diaz damit setzen wollte, erwies sich allerdings als ein wenig saft- und kraftlos. Und ebenso zeigte sich im Theaterhaus Gessnerallee das Stück «Gleis X» des Hip-Hop-Theaters Basel. Gerda Wurzenberger und Tina Thurner berichten.
Als «Agentur zur Herbeiführung unvorhergesehener Zwischenfälle» hat Josef Estermann das Zürcher Kinder- und Jugendtheaterfestival in seiner Eröffnungsansprache bezeichnet und den Blickfeldern sogleich für ihre künftige Neugestaltung seine Unterstützung zugesagt. Das sind nicht nur tröstliche, sondern auch ungewohnt verbindliche Worte für eine Veranstaltung, die von der politischen Öffentlichkeit bisher wenig zur Kenntnis genommen wurde.
Die Zusammenarbeit mit Regisseur Horst Hawemann steht für das Junge Theater Zürich offenbar unter keinem besonders guten Stern. Der renommierte Theatermann, einst einer der Führenden des Kinder- und Jugendtheaters der DDR, hätte schon im vergangenen Jahr ein Stück für die Zürcher Bühne verfassen und inszenieren sollen. Damals aber konnte man zueinander nicht finden. Und nun der zweite Anlauf: «Die heimliche Insel. Ein Narrennest» - eine Art Groteske über das Zueinanderfinden von Individuen. Und wieder scheint man sich ein wenig fremd geblieben zu sein. Von zwei starken Impulsen ist die Aufführung geprägt: von der aus allen Nähten platzenden Spielfreude des Ensembles sowie von der in stoischer Selbstverliebtheit agierenden Sprache der Vorlage. Erzählt wird die Geschichte eines gewissen Dienstag, der auf einer einsamen Insel sein eigenes Universum aus Selbstgesprächen, Glücksgefühlen und Ärgerlichkeiten pflegt. Neue Empfindungen kommen auf ihn zu, als eines Tages vier Fremde seine Insel betreten - darunter der Herumkommandierer Kennich. Seinen Herrschaftsansprüchen haben alle anderen nichts entgegenzusetzen - bis sie sich zur Ideengemeinschaft zusammentun.
Im Kontrast zur von Bildern überbordenden Sprache seines Stücks lässt Horst Hawemann die Figuren nicht nur durch eine fast leere Bühne wandeln - er lässt sie die von rhythmischen und semantischen Fallstricken durchzogenen Sätze auch gleich ins Leere sprechen. Kaum einmal treffen sich die Blicke der fünf Schauspielerinnen und Schauspieler, die Kommunikation läuft auf einer Meta-Ebene ab, welche Gefühle und Aktionen zu reinen Behauptungen reduziert. Wie Schlafwandler stolpern die Figuren in immergleichen Bewegungen nebeneinander her. Das freundliche Lächeln bleibt ebenso Pose wie die Drohgebärde - und zielt damit am Nerv des Publikums vorbei.
Sieht das junge Publikum die Welt wirklich so schwarzweiss, wie sie ihm das Hip-Hop-Theater Basel vorgaukelt? Hätte es zur Eröffnung eines extra für die Jugend konzipierten Theaterfestivals nicht mehr verdient als ernsthafteres Schülertheater mit gutem Sound, mässigem Tanz, einer Einführung in die Basler Jugendsprache und einer Zeigefingerwarnung vor harten Drogen? Das Hip-Hop-Musical «Gleis X», geschrieben und produziert vom in der Szene bekannten Rapper Skelt!, empfindet zwar das Leben der Jugendlichen authentisch nach; so authentisch aber, dass das Ganze auf der Bühne doch ziemlich platt daherkommt. Das Publikum nimmt Anteil an Rivalität, aber auch Solidarität unter den Jungen, an handgreiflichen Profilierungs- wie wortstarken Befreiungskämpfen aus staatlicher und mütterlicher Bevormundung. Kurz und exemplarisch: an Freud und Leid der Basler Hip-Hopper. Man erfährt, dass Hip Hop aus Amerika kommt und sich als Kunst-, Musik- und Lebensform versteht, dass Graffiti auf Wände applizierte Schriftzüge aus Filz- und Sprühfarben und Ausdruck einer künstlerischen Schaffenswut sind und dass frauenfeindliche Ausdrücke von den Betroffenen sehr wohl kritisch hinterfragt werden. - Mehr als auf ein künstlerisches Verhalten gegenüber dem Gegenstand setzt auch der Regisseur Tom Ryser auf die unmittelbare Abbildung der Realität der Jugendlichen und vermischt diese mit einigen ebenso unmittelbaren Ratschlägen vom Jugendamt. Zum Schluss haben alle Zuschauenden ihre Lektion gelernt.
Indes: Man spürt, dass der Autor und Produzent von «Gleis X» eigentlich aus der Musikszene kommt. So sind es denn der Rap und seine jugendlichen Interpreten, die dem Stück doch etwas von dem verleihen, was es zu sein verspricht: laut, frech und powervoll.
«Die heimliche Insel»: Zürich, Junges Theater, bis 11. März.
«Gleis X»: Zürich, Theaterhaus Gessnerallee, bis 7. März.
BIRSFELDEN. Kann Theater vom HipHop lernen? Gegenwärtig läuft im Roxy in Birsfelden das erste HipHop-Theaterstück: «Gleis X».
Im «Roxy» in Birsfelden wird morgen ein neues Theaterstück aufgeführt, das spezielle Erwähnung verdient: Es ist das Hip-Hop-Theaterstück «Gleis X», das später auch im Theater Basel gezeigt wird. Autor und Produzent ist Skelt!, Regie führt Tom Ryser.
Aus dem Wettbewerb «Ideen für Basel» ist als einer der Preisträger das Hip-Hop-Theaterprojekt «Gleis X» hervorgegangen. Die Premiere im Roxy Birsfelden steiss beim Publikum auf rasende Begeisterung. Zu sehen ist eine griffige Story, eine wilde Show aus Tanzeinlagen, wilder Energie, lauter Musik und ansteckender Spielfreude.
Birsfelden. (ms) - Das erste Theaterstück, das es in seiner Art noch nie gegeben hat, wird in Birsfelden uraufgeführt: Gleis X, heisst die Produktion und lässt einem den Hip-Hop an eigener Seel erleben. Auf der Bühne wird getanzt, gerappt und die Graffiti-Künstler bringen die Farbe in den Kulturraum Roxy. Premiere ist am 5. September, 20 Uhr. Initianten sind «Bee 4 Real» und es ist eines der Gewinnerprojekte der Basler Kantonalbank.
Die Hip-Hop-Crew wurde im Theater Basel hochoffiziell begrüsst.
Birsfelden. Der «Verein Kulturraum Roxy» hat am Montag abend den Medien seinen neuen Spielplan vorgestellt.
Die Hip-Hop-Leute machen Theater. Heute abend hat das Stück «Gleis X» im Roxy Birsfelden Premiere. Wochenlang haben Hip-Hopperinnen und Hip-Hopper zusammen mit dem Regisseur und Theatermann Tom Ryser an diesem Stück geprobt, das einerseits vieles aus der realen Geschichte der Basler Hip-Hop-Welt erzählt, andererseits das Lebensgefühl dieser Welt ungefiltert auf die Bühne bringt. Autor des Stückes ist der Rapper «Skelt!».
Birsfelden. «Heute habe ich frischen Durchfall mit einem echten Schweineborsten-Pinsel auf die Leinwand gebracht.
Hip Hop wurde in der Vergangenheit häufig mit einer «No Future»-Stimmung und mit gewalttätigen Jugendlichen in Verbindung gebracht. Dass dies Vorurteile sind, die nicht stimmen, zeigt ein Theaterstück über die Hip-Hop-Kultur, das am Freitag in Birsfelden uraufgeführt wurde.
Nach der Premiere wundert sich Skelt!: «Sogar Leute im höheren Alter so ab 30 haben beim letzten Rap mitgewippt!»
HipHop auf der Theaterbühne: Die Uraufführung «Gleis X» im Birsfelder Roxy zeigt, wie Theaterkunst und Jugendkultur zusammengebracht werden können.
«Mit HipHop möchte ich etwas sagen, wa ich in der Gesellschaft nicht kann. Sam, '97» steht auf dem Flyer für «Gleis X». Mit dem Stück wird in Basel ein Theater über HipHop in der Schweiz uraufgeführt.
«Gleis X:»: Körper-, Wort-, Graffiti- und Turntable-Akrobaten sind die Protagonisten eines mitreissenden Hip-Hop-Stücks, welches von «Bee 4 Real» im Kulturraum Roxy Birsfelden inszeniert wird (bis 20.9., verschiedene Anfangszeiten).
Eine der von der Kantonalbank honorierten «Ideen für Basel» ist ein Theaterprojekt der Basler Hip Hop-Szene. Ein Ensemble von zwanzig Darstellenden zeigt in «Gleis X» deren kreative Ausdrucksformer.
Samir, ein junger Basler dessen Elterin in die Schweiz zogen begeistert sich für HipHop. Er wagt mit seinem ersten öffentlichen Graffiti den Schritt in die Illegalität.
Am Freitag, 5. September, wird in Birsfelden bei Basel ein Theaterstück uraufgeführt, dass es angeblich in dieser Art in der Schweiz noch nie gegeben hat: «Gleis X», das erste Theaterstück über HipHop.
Als einziges produzierendes Haus unter den sechs Veranstaltern hat das Junge Theater Zürich das Theaterfestival Blickfelder mit einer Premiere eröffnet.
Der bekannte Rapper Skelt! der Basler Rap-Crew P-27, freut sich. Heute Abend ist das Hip-Hop-Musical «Gleis X», das er produziert und geschrieben hat, erstmals ausserhalb von Basel zu sehen.
Vorletzte Nacht in der Gessnerallee geschah das schier Unfassbare: «Gleis X», das Basler Hip-Hop-Theater, zog tatsächlich Jugendliche an, und zwar so viele, dass die Gessnerallee ausverkauft war.