Seit drei Jahren arbeiten Tom Ryser, Skelt! und Eva Watson als Produktionsgemeinschaft zusammen, seit einem Jahr unter dem Namen «Gendertainment». Ende März bringen sie als Koproduktion mit dem Migros Kulturprozent ihr Stück «Outlander» ins Foyer der grossen Bühne des Theaters Basel.
Spiel mit Kleist
Die perfekte Mehrsprachigkeit von Immigranten der zweiten und dritten Generation birgt ein riesiges Potential im Verständnis von Sprache. Spielerischer Umgang damit macht Spass, bringt aber auch jede Menge Verwirrung und Missverständnisse im wahrsten Sinne des Wortes mit sich. Dies wird in einem der sprachlich schönsten Stücke über Missverständnisse, in Heinrich von Kleists «Familie Schroffenstein» aufgezeigt.
«Outlander» ist denn auch ein Spiel mit diesem literarischen Werk von Kleist. Vor beinahe zweihundert Jahren stand der deutsche Dichter auf der Rheinbrücke in Basel - im Gepäck einen Entwurf seiner «Familie Schroffenstein». Fasziniert betrachtete er das fliessende Gewässer. Vielleicht kam Kleist dabei die kriminalistische Idee, den jungen Sohn des Rupert von Schroffenstein in einem Fluss ertrinken zu lassen.
Einige Monate später soll Heinrich von Kleist durch den Eichenwald der Aare-Insel bei Thun gerannt sein. Er stammelte dabei unverständliche Sätze, bis daraus eine Sprache ohne Leere Stellen und Füllwörter wurde, die seine «Familie Schroffenstein» auszeichnet. Die Vermutung, Kleists Wortkaskaden könnten wie Sprechgesang geklungen haben, bewog Tom Ryser, Skelt! und Eva Watson dazu, dieses Trauerspiel als Quelle für ihre Arbeit «Outlander» zu wählen.
Junge Darstellerinnen und Darsteller, fast alle Ausländerinnen und Ausländer der zweiten und dritten Generation, spielen und sprechen zunächst in Deutsch. Zwischendurch landen sie in ihren jeweiligen Muttersprachen Chinesich und Arabisch, Kurdisch und Italienisch, Französisch und Englisch, um wieder zum Deutschen zurückzufinden.
«Outlander» ist ein temporeicher ja rasender Theater-Tanz-Akrobatik-Rap der Vielzungen. Komplizierter und reizvoller wir die Geschichte noch, wenn die Liebe ins Spiel kommt und damit das Konzept «Fremdgehen mit Kleist» verdeutlicht.
Die Basler Gruppe Gendertainment gastiert mit «Outlander» an aua-Festival. Tom Ryser und Skelt! machten aus Kleists «Die Familie Schroffenstein» einen multiethnischen Theatertanzakrobatikrap.
Es könnte einem das Herz abdrücken. Nicht der Geschichte wegen - die ist schon bei Kleist ziemlich verworren, und selbst die Kollegen auf der Grossen Bühne sind an dem ritterlichen Schauerdrama der «Familie Schroffenstein» vor knapp drei Jahren mehr als kläglich gescheitert.
Von Heinrich von Kleist ist überliefert, dass er beim Vorlesen seiner Tragödie «Die Familie Schroffenstein» ins Lachen geriet, bis ihm die Tränen kamen.
BASEL. «Gendertainment» als Name ist ein Wortspiel...
Es wird getrampelt, durch die Luft geflogen, das Bühnengestänge erklettert,...
«Fremdgehen mit Kleist» soll das gewesen sein? Warum denn? Das war eingehen auf das, was ein Text heute noch sagen kann. Das war Weiterführen des Theaters zurück an seine genuinen Wurzeln - Theater für Kopf, Leib und Seele.
Eines der «sprachlich schönsten deutschen Stücke über Missverständnisse», 'Familie Schroffenstein' von Heinrich von Kleist, bildet den Ausgangspunkt für ein neues Projekt am Theater Basel.