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Expo.02 - Ausfahrt Aargau

04. Juni 2002Von: Chregi HansenViews: 7363

Der Aargau in ganz neuem Outfit

Rund 700 Mitwirkende sorgten am Kantonaltag in Neuenburg für eine Aufführung der ungewohnten Art

Es war, als wären plötzlich alle verzaubert. Mit dem Happy End auf der Bühne verwandelte sich auch das Publikum des Aargauer Kantonaltages in eine Gruppe von glücklichen Freunden.

Der Aargau in ganz neuem Outfit

Rund 700 Mitwirkende sorgten am Kantonaltag in Neuenburg für eine Aufführung der ungewohnten Art

Es war, als wären plötzlich alle verzaubert. Mit dem Happy End auf der Bühne verwandelte sich auch das Publikum des Aargauer Kantonaltages in eine Gruppe von glücklichen Freunden. Das «Ausfahrt Aargau»-Spektakel auf der Neuenburger Piazza hat das Klischee des profillosen Kantons zumindest für einen Tag beerdigt.

Als die Darsteller nach der mehrstündigen Aufführung den Expo-Besuchern einen Apéro einschenkten, da waren überall nur noch zufriedene Gesichter zu sehen. Ob dies am Wein, dem strahlenden Sonnenschein oder dem Gebotenen auf der Piazza lag, war da nebensächlich. Zu gut und zu ansteckend war einfach die Stimmung vor und auf der Neuenburger Arteplage, als dass sich da einer der Faszination der Landesausstellung und des Aargauer Auftrittes entziehen konnte. Ein ganzer Kanton hat zu diesem Zeitpunkt seinen sonst doch so grau wirkenden Mantel ausgezogen und gebärdete sich südländisch lebensfroh. Szenenwechsel, Aarau, einige Stunden zuvor: Rund 700 Mitwirkende und 400 Gäste machen sich gemeinsam auf den Weg in die Westschweiz. Die Stimmung ist gelöst, alle freuen sich auf die kommenden Ereignisse. Vor allem die bunt zusammengewürfelte Gruppe der Darsteller - vom Schüler bis zum Senior, von der Dreschergruppe bis zum Jugendchor, vom Alphornensemble bis zur Kantonspolizei - strahlt eine Begeisterung aus, der sich auch die Riege der Politiker nicht lange entziehen kann. Von Nervosität keine Spur, Neuenburg kann kommen.

Das Spektakel kann beginnen

Dann der Auftakt: Einsam kreist eine Strassenwischmaschine auf der Piazza vor der imposanten Arteplage, steckt quasi das Terrain ab. Renato Rocchinotti, Sänger der Bremgarter Country-Band «Howdy» schreit derweil seinen Blues in den Himmel. Einem modernen Alpaufzug gleich erscheinen die übrigen Mitwirkenden. Schon jetzt wird die Idee von «Ausfahrt Aargau» deutlich. Mythisches wird verbunden mit Modernem. Vorurteile gegenüber dem Kanton werden ironisch übernommen, Musik, Theater und stimmige Bilder verschmelzen zu einem Ganzen. Mutig ist sie, die Aargauer Inszenierung, nicht immer ganz verständlich zwar und manchmal auch mit Längen, aber letztlich doch ein grosser Wurf, der ganz am Schluss sein Ziel tatsächlich erreicht, den Aargau neu präsentiert. Verantwortlich für das Spektakel war in erster Linie Katja Gentinetta, Wahl-Lenzburgerin aus dem Wallis und Projektverantwortliche. Ihre Erleichterung war nach dem Schlussbild denn auch riesig. «Wir haben wohl das Maximum auf der Piazza rausgeholt», freut sie sich und verteilt ein dickes Lob an Regisseur Tom Ryser: «Seine Offenheit und Intensität, gemischt mit seinem grossen Ehrgeiz, hat die Gruppe zusammengeschweisst. Alle lieben ihn.» Überhaupt sei es wunderbar, was eine solch gemischte Gruppe in den letzten Monaten erreicht habe. Sagt's und umarmt überglücklich Robert Hilty, verantwortlicher für Ablauf und Logistik und damit für rund 700 Menschen und mehrere Tonnen Material.

«Einfach super»

Die Begeisterung bei den Mitwirkenden hält auch nach dem Happy End auf der Bühne an. Für die Wohlerin Brigitta Hubeli, die den Gemischten Chor Aarau verstärkte, war es spannend, mit soviel verschiedenen Leuten etwas auf die Beine zu stellen. Die Zufiker Lehrerin Martina Hess, die sich mit ihrer 4. Sek am Spektakel beteiligte, wiederholt in jedem Satz mehrmals «Einfach super» und tanzt zu den Klängen von «Howdy» davon, um weiter Apéro auszuschenken. Den Abtwiler Schülern hat das Ganze riesig Spass gemacht, und Priska Kaufmann, Präsidentin der Fahrwanger Meitli-Sonntag-Vereinigung, freut sich, obwohl in ihrem schwarzen Kostüm ziemlich schwitzend, auf das grosse Abschlussfest. Einige würden wohl erst mit dem morgendlichen Zug nach Hause zurückkehren, ist sie überzeugt. Es ist anzunehmen, dass sie recht behielt. Auch bei den Freiämtern unter den Zuschauern hat das Spektakel und überhaupt der ganze Aargauer Tag einen grossen Eindruck hinterlassen. «Ich war am Anfang auch kritisch», meint etwa der Villmerger SVP-Grossrat Josi Baur, «aber jetzt ist die Stimmung super und die Ambiance einmalig».

Alltag des Gewöhnlichen

Wohlens Ammann Walter Dubler zeigt sich hingegen tief beeindruckt von Katja Gentinettas Rede. Sie sprach beim Empfang der Aargauer Gäste durch die Expo-Leitung von der Offenheit, die für ein solch ungewöhnliches Projekt notwendig sei. «Weil dieses ehrgeizige künstlerische Projekt ganz einfach im Alltag ansetzt, sozusagen auf der Strasse, konnten Menschen angesprochen werden, die sonst wenig Gelegenheit haben, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und die Wertschätzung ihrer Arbeit zu erfahren. Am heutigen Tag stehen nicht die bekannten Namen - die der Aargau auch hat - auf den Bühnen. Es stehen jene im Rampenlicht, die den Mut hatten, über sich selbst hinauszuwachsen. Etwa Anton Rey, der seit 28 Jahren in Lenzburg mit seiner Putzmaschine für saubere Wege und Plätze sorgt und zusammen mit dem Blues-Sänger Renato Rocchinotti heute morgen den Aargauer Tag in grossen Kreisen auf der Piazza eröffnet hat. In Lenzburg kennt man ihn. Im Aargau nicht und darüber hinaus schon gar nicht. Aber er hat in allen Gemeinden der Schweiz Kollegen, welche dieselbe Arbeit tun. Und ein Ziel ist erreicht, wenn wir es schaffen, die Expo.02-Besucher dazu zu bringen, sich im Alltag mehr für das Gewöhnliche zu interessieren.» Zumindest für ein paar Stunden hat der Kanton an der Expo dieses Ziel erreicht. Das in Neuenburg gleichzeitig ein Besucherrekord verzeichnet wurde, ist dabei das Tüpfelchen auf dem «I».

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