Zehn Tage vor der Premiere laufen die Proben für die 110. Ausgabe des Drummeli auf Hochtouren. Viel will der neue Regisseur Laurent Gröflin an der gestrigen Medienkonferenz nicht verraten: «Es gibt weniger Rahmestiggli. Diese werden aber nicht kürzer, sonder erhalten eine andere Form», so Gröflin.
Der 36-jährige Regisseur und Theatermann hat als aktiver Fasnächtler selber mehrmals am Drummeli teilgenommen. Sein Motto ist die Erneuerung des Drummeli. Es soll offenbar anders werden als die erfolgreichen Ausgaben unter seiner Vorgängerin Bettina Dieterle.
Dieser «Relaunch» ist vom Fasnachts-Comité durchaus so gewollt, wie André Schaad, der Drummeli-Verantwortliche des Comités gegenüber der bz bestätigt: «Wenn wir schauen, was in den Cliquen passiert, dann ist das kritisch, innovativ und modern. Und was ist das Drummeli denn anderes als die Fortsetzung der Cliquen? Diese haben den Weg in die Neuzeit geschafft, warum können wir das nicht auch?», so Schaad. Doch auch auf Kontinuität wird gesetzt. So sind mit Susanne Hueber, Daniel Buser und SKELT! drei bisherige Ensemblemitglieder mit dabei. Philippe Graff und Sarah Speiser kommen neu dazu. Patrick Gusset ersetzt Hugo Buser, der dieses Jahr ausfällt.
Neu aufgestellt wurde auch das Autorenteam. «Wir bringen zu den älteren Autoren jüngere hinzu. Diese stammen aus anderen Ecken, zum Beispiel aus der Slam-Poetry. So entstehen dann andere Stücke. Die werden zeitgemäss inszeniert, situiert in einem neuen Bühnenbild mit viel Raum und Licht. Es wird modern werden». Und auch besinnlich, was den ernsten Zeiten angemessen sei. Denn diese wolle man nicht ausblenden. «Es gibt aber auch Stücke, die lustig werden», so Schaad. Zum Beispiel das Rahmestiggli über die Selbsthilfegruppe all derer, die nicht im Drummeli präsent sein können. Wie immer treten natürlich in den Cliquen rund 1300 aktive Fasnächtler auf. Mit dem Verkauf der rund 11 000 Tickets hapert es allerdings noch etwas (bz vom Dienstag). Mittlerweile seien aber rund 85 Prozent der Plätze verkauft. Und auch die letzten Plätze sollten bis zur Premiere am 30. Januar weg sein.
Herr Gröflin, Sie sind zum ersten Mal Regisseur des Drummeli. Was wird jetzt anders?
Laurent Gröflin: Ich denke, dass mein Humor vielleicht etwas leiser, melancholischer und poetischer ist. Es sind die stillen und besinnlichen Momente, die mich an der Fasnacht immer wieder berühren. Es ist das, was ich mag und was im Drummeli mehr vorhanden sein wird.
Sie sprachen vor den Medien von einem zeitgenössischen Drummeli, von Modernität ohne Verletzung der Tradition. Was meinen Sie damit? Was bedeutet «zeitgemäss»?
Gute Frage! Was heisst das? Ich glaube, dass wir ästhetisch eine andere Richtung einschlagen. Wir wollen näher am zeitgenössischen Theater sein. Wir haben auch ein anderes Bühnenbild, das mehr Spielmöglichkeiten erlaubt, variabel einsetzbar ist und kein Thema in den Vordergrund stellt, sondern die Ästhetik.
Das tönt doch etwas elitär. Nun denken viele, dass das Drummeli massentauglich sein muss. Fahren Sie da mit der neuen Ästhetik nicht einen Hochrisiko-Kurs?
Nein, ich glaube nicht. Alle, die sagen, dass die Masse der Zuschauer nur Schenkelklopfen will, der unterschätzt ihn. Der Zuschauer hat sowohl Freude an kritischen Momenten, als auch an melancholischen und stillen. Ich glaube, dass die genauso unterhaltsam sind. Aber der einfachere Weg ist es, sicher möglichst viele Lacher einzubauen. Das stimmt!
Im Rahmenstück, das sie als Kostprobe präsentierten, geht es um den Tod, der an der Pforte eines Pharma-Unternehmens Einlass begehrt. Ein ernstes Thema in ernster Zeit?
Das ist sicher so. Das Drummeli und die Fasnacht sind auch ein Spiegel des letzten Jahres und unserer Zeit. Aber wir wollen nicht nur schwere Themen. Wir wollen auch unterhaltsam sein.
Sie haben junge Künstler, Schauspieler und Texter ins Boot geholt. Ein Generationenwechsel?
Ich sagte von Anfang an, dass ich mit allen arbeite, die schon lange mit dabei sind. Aus privaten und beruflichen Gründen machten dann einige nicht mehr mit. Das gab mir die Möglichkeit, neue Leute zu holen. Wir haben auch den Wunsch, ein jüngeres Publikum zu begeistern. Aber es ist kein Bruch. Wir haben niemanden rausgeworfen.
Dem Premierenpublikum gefiel die Ausgabe 2016 aber nicht: Die Rahmenstiggli wurden als humorlos und langweilig empfunden.
Basel. Das Drummeli will sich verändern, nicht nur dem Mainstream aufsitzen, und es will als letzte der Vorfasnachtsveranstaltungen in der aktuellen Saison auch Überraschendes bieten.
Es war ein Experiment. Man wollte frischen Wind, modern sein, sich wegbewegen vom Fasnachts-Mainstream und das traditionsreiche Drummeli mit den Formen des zeitgenössischen Sprech-Theaters erneuern.
Es blieb nicht bei Buhrufen während der Premiere und den vernichtenden Bewertungen danach.
Im Probelokal sitzen 9 Menschen auf der Bühne und schauen erwartungsfroh zu den zahlreich anwesenden Mendienschaffenden.
Vor der Première des diesjährigen Drummeli sind die Comité-Leute nervöser als sonst. Ein neuer Regisseur, eine neue Ausrichtung der Rääme und ein neues Texterteam.
Alle Cliquen zeigen tolle Leistungen. Dies kann man leider nicht von den Rahmenstiggli sagen. Schade für die Cliquen, welche die schlechte Stimmung im Saal spüren. Erfreulich ist jedoch, dass sich diese nicht beirren lassen und ihre Auftritte musikalisch und visuell auf die Bühne bringen.
Beim diesjährigen Monster wagt der neue Regisseur Laurent Gröflin anspruchsvollere Experimente beim Rahmenspiel, die nicht nur gut ankommen. Die Cliquen glänzen aber mit brillanten Auftritten. Für Überraschungen sorgt dabei eine Junge Garde.