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Berichte & Kritiken


Drummeli 2019

23. Februar 2019Von: Daniel ThirietViews: 3986

v.l. Skelt!, Susanne Hueber, Lukas Kubik, Rula Badeen, Dominik Gysin (Bildquelle: www.skelt.ch)

Drummeli Teil 1: Wow!

Das Drummeli hat neu einen roten Faden, der sich durchs ganze Programm zieht! Man war gespannt, wie die Cliquen, Rähmen, Schnitzelbängg und Guggen damit umgehen. Um es vorweg zu nehmen: Sie haben es brilliant gemacht! Das Drummeli 2019 ist wohl ein Volltreffer!

Alle Rähme werden historisch hinterlegt. Da tritt Napoleon auf, Rudolf Wettstein, der Papst, ein Stadtschreiber oder dann aber Fasnächtler aus längst vergangenen Zeiten. Ein grosses Lob gehört der Abteilung «Maske»: D Goschdym, die Frisuren, die Larven – grosses Kino. Die Leistungen der Schauspieler ist, wie eigentlich immer, hervorragend! Die Texte sind eine witzige Mischung zwischen Historie und Gegenwart. Die Rahmenstücke sind lustig, satt und verständlich und zum Teil sehr gut (das Bibelzitate-Duell ist grandios). Regisseur Laurent Gröflin ist wohl endgültig angekommen. Er darf auf fantastisches Ensemble zurückgreifen, angeführt von den langjährigen Profis Susanne Hueber und Skelt!.

D Rähme

Die Spannung am Gäste-Apéro des Comités war gespannt: Baschi Dürr, Arth Paul, Remo Gallacchi, Peter Stalder und viele andere Gäste unterhielten sich über die bevorstehende Première. Und die Obfrau des Comités Pia Inderbitzin bereitete die Gästeschar nochmals vorsichtig auf das «Experiment» vor, welches nun gleich über die Bühne gehen wird: Das neue Drummeli-Team unter Robi Schärz gab den roten Faden vor: 5000 Jahre Fasnacht. Den Cliquen wurde eine Jahreszahl und ein dazugehörendes Basler Ereignis zugeteilt und diese hatten ihre Drummelikonzepte danach zu richten. Und das ist mutig! Denn wer das Cliquenleben kennt weiss, dass es nicht so einfach ist, von aussen den kreativen Sujet- und Musikchefs eine Vorgabe zu machen…

Nun: Es hat grandios geklappt. Der erste Teil fliesst ineinander, als wäre es ein grosser Dokumentationsfilm.

D Cliquene

Man muss es so sagen: Die teilnehmenden Cliquene müssen das Drummeli lieben! Sonst hätten sie sich nicht dermassen ins Zeug gelegt. Jede einzelne Nummer im ersten Teil ist unterhaltsam und die musikaliche Qualität der Vorträge ist fast ausschliesslich makellos! Schon d Schnooggekerzli zeigen, – als Staizytkerzli – wie die 5000 Jahr-Idee umgesetzt werden kann: Sie erfinden im Jahr 3000 v.C. die Waggisnase und geben einen sauberen Arabi! Danach wird die Bühne von Nonnen der Basler Dybli geflutet und der frisch gekürte Bischof sagt – volià – s Nunnefirzli an (und wenn jetzt auch noch die vierte Nonne von rechts in der vordersten Reihe ihr Holzkreuz umhängt, dann wäre das Bild perfekt…). D AGB bauen und zerstören während ihres Vortrages die erste Basler Brücke anno 1225 und machen einen witzigen Schwung in die Gegenwart. Dann bekommt Basel das Messerecht anno 1471 und dies zelebriert d Spale-Clique mit dem «Martinsglöggli» und zwar so schön, dass sich Werner F. Vögelin wohl jeden Abend auf eine Wolke setzen und sich das reinziehen wird. Sehr gefühlvoll!

Das Spiel der E.E. Zunft zu Safran (eine Olymper-Delegation) zelebriert den Elfer und markiert damit das Jahr 1515, wo die Zünfte in Basel die Macht übernehmen.

Der erste Höhepunkt ist der Vortrag der Wettstai-Clique. Sie intonieren den Wettstein-Marsch (der Tambourmajor ist – natürlich – der Bürgermeister Wettstein, der, wenn er nicht gerade winkt, mit den Deutschen verhandelt). Musikalisch wird die Wettstein-Clique von einem kleinen Orchester mit historischen Instrumenten unterstützt. Das Programmheft sagt anderes, sonst würde man annehmen können, dass die MusikantInnen «Geschwister Wettstein» heissen. Musikalisch ein Abräumer des ersten Teils.

Dann der Hammer: Wie lange ist es her, dass eine Clique auf die Bühne tritt und d Aeschlemer gibt? Mit grossartigen Larven und einem Bezug zu der Seidenbandindustrie um 1700 legt die Alti Richtig einen hochgefühlvollen und superschönen Vortrag hin. Bis Ende Drummeli werden die Statisten auch noch mit dem Webstuhl zurecht kommen…

Dann füllt sich die Bühne mit goldigen Barockengelchen der Rhyyschnooge. Sie spielen uns – barfuss – s Ohremyggeli und verlassen damit, wenigstens musikalisch ganz ein bisschen den roten Faden. Aber schön tönt es gleichwohl.

Und dann der zweite Höhepunkt an diesem Abend: Ein mit Mikrophon verstärktes Solopiccolo auf der Bühne und ein paar Momente später steht die ganze jubilierende Junteressli-Familie (wir schätzten 100 Personen) auf der Bühne und trägt das Junteresslispiil vor. Eine grossartige Komposition von Michi Robertson und Victor Müller. Wow! Welche Leidenschaft und Musikalität, gepaart mit einem superschönen Bild.

Mit viel Kraft und Stärke führt uns d JB Santihans in die Industrialisierungperiode von Basel und trägt den robusten Marsch Sixty-Nine vor. Die Umsetzung der zugeteilten Epoche ist sehr treffend. Zum Abschluss des ersten Teils tritt d Gundeli-Clique auf und zeigt uns ein bewegtes Bild im Stand: Der Centralbahnhof wird eröffnet und das Eingangsbild der Gundelidarbietung ist wirklich wie aus dem Film Babylon Berlin.

D Gugge und der erschti Bangg

Auch die Grunz-Gaischter bekamen ihre Aufgabe: 1356 – Das Basler Erdbeben. Ihr Stück war zwar etwas fein und gefühlsvoll für eine Erdbewegung. Dafür haben die Tänzerinnen die Bühne gerockt. Toller Vortrag von den Grunz-Gaischtern.

D Wanderratte hat einen soliden, guten Auftritt als Drummelibangg 1. Der Aufzug ist witzig und der Bangg beweist, dass Versmass in einem guten Bangg nicht zwingend ist. Gutes Bänggler Handwerk und verdienter Drummelbangg.

Das Fazit für den ersten Teil

Der Mut zum roten Faden hat sich gelohnt: Die Rahmentexter haben verstanden, die Maske hat geliefert, die auftretenden Formationen haben grossartig mitgemacht! Es passt alles zusammen und es kommt aus einem Guss! Wenn der zweite Teil auch so daherkommt, dann darf man wahrhaftig von einem grossartigen Jahrgang sprechen. Denn wer hier meckert, der tut es auf einem sehr hohen Niveau. Die Kollegen von der grossen Zeitung müssen für das Drummeli unserer Meinung nach tief in den Räpplisagg greifen!

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